Stagecoach 2025: In Kalifornien ist mal wieder alles anders …
Das beweist das bereits früh ausverkaufte, 17. Stagecoach Festival einmal mehr. Vom 25. bis 27. April fand im Empire Polo Club in Indio (Kalifornien), in der Colorado-Wüste, wieder das größte und umsatzstärkste Country-Musikfestival der Welt statt.
Das 400 Hektar große Veranstaltungsgelände, das in diesem Jahr mehr als 80.000 Besucher zählte, gleicht einer Vergnügungsstadt und lässt wohl jedes Musikliebhaber-Herz höherschlagen.
Warum ist das Stagecoach anders als andere Festivals?
Das Stagecoach ist das größte Country-Music-Festival der Welt – aber was macht es so besonders?
Ein Blick auf das Line-up der letzten Jahre gibt Aufschluss: Country-Stars wie Willie Nelson, Keith Urban, Garth Brooks, Luke Combs, Chris Stapleton, Shania Twain und Brooks & Dunn teilen sich dort die Bühne mit Größen wie ZZ Top, Bryan Adams, Nickelback, Creed, Nelly, T-Pain, Lana Del Rey und den Backstreet Boys. In „Diplo’s Honky Tonk“ legen zudem DJs wie Chromeo, DJ Pee Wee, Scott Storch – und sogar Paris Hilton – auf. Sie spielte am ersten von drei Festivaltagen ein DJ-Set beim diesjährigen Stagecoach.
Ein Festival, das weltweit live erlebbar ist
Das gesamte Festival wurde parallel auf Amazon Prime, Twitch und auf der offiziellen Festival-Website (stagecoachfestival.com) live übertragen – und zwar auf zwei unterschiedlichen Kanälen. Extra eingesetzte Moderatoren führten Interviews mit den Künstlern und wiesen regelmäßig auf Sponsoren und Werbepartner hin – was durchaus unterhaltsam war.
Nach Ende der Liveübertragung wurde der gesamte Tag als Wiederholung ausgestrahlt, sodass es international von überall aus möglich war, das Festival zu verfolgen.
Kleine Schwester des Coachella – aber mit eigenem Charakter
Das Stagecoach Festival gilt als „kleine Schwester“ des berühmten Coachella Festivals, das traditionell eine Woche zuvor am gleichen Ort stattfindet. Auch das Coachella hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt: Dort geht es längst nicht mehr nur um Musik, sondern zunehmend ums „Sehen und Gesehenwerden“. Die Veranstalter setzen alles daran, das Festival in den sozialen Medien sichtbar zu machen – unter anderem durch den massiven Einsatz von Influencern.
Ein kritischer Beitrag hierzu stammt von YouTuberin Sashka:
👉 Sashka – Festival der Doppelmoral: Coachella und das große Influencer-Theater
Anmerkung: Auch Sashka ist eine Influencerin, die von Klicks lebt. Ihr Beitrag spiegelt daher ihre persönliche Meinung wider – nicht die der DJ ALLIANZ e.V.!
Ein neuer Trend?
Zurück zum Stagecoach: Ein Country-Festival mit Rappern, Bluesbands und DJs – ist das typisch Kalifornien? Oder ein Zeichen für einen generellen Trend?
Ein Blick auf andere Festivals deutet Letzteres an. Beim kommenden „Rock am Ring“ etwa finden sich ebenfalls Hip-Hop-Acts, elektronische Musik und sogar DJ-Sets im Programm. So ist etwa Ex-Bloodhound-Gang-Mitglied Evil Jared mit einem DJ-Set angekündigt.

Die Festivalwelt im Wandel
Ändert sich gerade die gesamte Festivalwelt? Bedeutet das das Ende thematisch klarer Festivals – zugunsten von Events, die ein möglichst breites Publikum ansprechen?
Auffällig war jedenfalls: Die Besucher der DJ-Stage beim Stagecoach waren deutlich jünger als die der Live-Musik-Bühnen – und gingen bei den House-Versionen elektronischer Musik richtig ab.
Doch stellt sich die Frage: Wenn ich auf ein Country-Festival gehe – will ich dort wirklich zu House tanzen?
Die Countrymusik hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Klassische amerikanische Klänge sind heute oft mit Rap und Pop kombiniert; nur minimale Country-Einflüsse bleiben. Und: Die ethische Herkunft der Künstler spielt keine Rolle mehr – es zählt allein die Musik. Country ist längst international und auch in den deutschen Charts angekommen. Ein Beispiel: Beyoncé – TEXAS HOLD ‚EM zeigt eindrucksvoll, wie Genres verschmelzen.
Chancen für DJs auf neuen Bühnen
Mit dem Fokus der Festivals auf Abwechslung und Social Media eröffnen sich auch neue Chancen. Als Event-DJ gibt es nun durchaus die Möglichkeit, auf großen Festivals aufzulegen – auch jenseits reiner DJ-Events.
Vom House-DJ bis zum klassischem Vinyl-DJ: Beim Stagecoach Festival war 2025 alles vertreten. Sogar ein kleines Stück Deutschland – in Person von Sophie vom Duo Sofi Tukker, die in Frankfurt am Main geboren wurde.
Den krönenden Abschluss des Stagecoach 2025 lieferte niemand Geringeres als Steve Aoki, der mit seinem letzten Song auf die Wurzeln des Festivals zurückgriff: „Take Me Home, Country Roads“ – allerdings in einer Hardstyle-Version. 😉
Die Begeisterung für diese DJ-Sets zeigt, wie beliebt diese Musik aktuell ist. Ich glaube, niemand kann sich heute noch eine Hochzeit oder ein Firmenevent ohne Housemusik vorstellen.
Auf der Main Stage endete das Festival fast traditionell: Luke Combs holte den legendären Garth Brooks auf die Bühne, um gemeinsam einen seiner Songs zu performen. Aber eben nur fast traditionell – denn danach folgten noch die Backstreet Boys mit einer Mischung aus alten und neuen Hits.
Bemerkenswert: Die „alten Herren“ können wirklich noch tanzen! 😉
Auch schön zu sehen: Viele Künstler besuchten sich gegenseitig. So waren die Backstreet Boys nicht nur bei Steve Aoki, sondern Luke Combs dann auch bei den Backstreet Boys auf der Bühne.
Mein Fazit
Wenn man sich die Besucherzahlen und die gemischte Altersstruktur anschaut, scheint sich das Konzept durchzusetzen. Ich glaube, wir erleben gerade eine Trendwende: DJs sind auf großen Festivals nicht mehr wegzudenken – und zwar nicht nur als Party-Act für die Aftershow, sondern als Hauptacts.
Ich weiß nicht, wie es euch geht – aber für mich bleibt es ein Traum, einmal vor ein paar Tausend Menschen aufzulegen. Für reine DJ-Festivals bin ich als Event-DJ vielleicht nicht die richtige Wahl. Aber auf einem themenbezogenen Festival könnte ich mir durchaus vorstellen, ein einstündiges Set als einer der Hauptacts zu spielen. 🙂
Text: Peter Rohr / Bilder KI, Odilia Corduan
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