Warum ich nie wieder zurück zu Kopfhörern will

Ein Gastbeitrag von Jonas Brandt, Area-Manager & Hochzeits-DJ
2020 habe ich meine erste Hochzeit gespielt – und kam da gerade frisch aus den Clubs in MV. Laute Musik, Nebelmaschinen, Bass auf der Brust – das war ich gewöhnt. Aber schon nach den ersten Hochzeiten wurde mir klar: Das hier ist nochmal ein ganz anderer Lautstärkepegel. Nicht wegen der Technik, sondern weil man stundenlang in unmittelbarer Nähe zur PA steht. Fünf bis sechs Stunden Dauerbeschallung – das hat bei mir regelmäßig zum Pfeifen im Ohr geführt.
Ein Tinnitus war fast vorprogrammiert. Und das wollte ich auf keinen Fall riskieren – denn ich bin nicht nur mit Leidenschaft DJ, sondern lebe inzwischen hauptberuflich davon. Mein Gehör ist mein Kapital. Deshalb habe ich mich 2022 dazu entschieden, auf In-Ear Monitoring umzusteigen.
Kopfhörer? Zu viele Kompromisse
Klassische DJ-Kopfhörer waren für mich auf Hochzeiten immer ein Kompromiss.
Die hängen irgendwo rum, das Kabel baumelt durchs Setup, und wenn man sie gerade mal nicht braucht, liegen sie im Weg. Zudem bieten sie keinen wirklichen Gehörschutz – jedenfalls nicht, wenn sie nicht auf den Ohren sind.
Ich wollte mehr Bewegungsfreiheit, mehr Schutz und ein aufgeräumteres Setup – also hab ich mir mein erstes In-Ear Monitoring System geholt.
Mein Setup im Detail
Ich nutze ein System von LD Systems U305 IEM HP, zu dem ein Bodypack (Empfänger) und ein Sender gehören. Diesen verbinde ich über einen Klinken-Winkelstecker, der sich im Anschluss auf ein Y-Kabel mit zwei großen Klinken teilt – so bekomme ich das Stereo-Signal direkt vom Kopfhörerausgang des Controllers/Mixers in das System.
Und das war schon die erste große Erleichterung:
Kein Kabelsalat mehr, keine herumliegenden Kopfhörer – einfach Plug & Play.
Als In-Ears nutze ich die StageDiver SD-2S. Wirklich tolle In-Ears, aber das Kabel ist für mich einfach zu kurz. Auf Hochzeiten trage ich immer Hemden und fädele das Kabel zwischen Hemd und T-Shirt durch. Dadurch habe ich einen gewissen “Umweg”, weil das Hemd in der Hose steckt. In meinem Usecase also unvermeidbar. Der Empfänger hat extra einen Clip, damit man ihn an der Hose befestigen kann. Aufgrund der einfachen Verarbeitung ist dieser bei mir nach ein paar Monaten abgebrochen. Nicht weiter dramatisch, weil er sowieso nie besonders fest saß, wenn ich mal wieder auf der Tanzfläche mitgewirkt habe.
In meinem aktuellen Setup ist aber das LD System die größte Schwachstelle. Der Empfang hat einige Male am Abend heftige Nebengeräusche (lautes Rauschen), die lauter sind als die Musik, die ich darüber höre. Der Sender ist in meinem Tisch eingebaut und fast direkt an mir dran, wenn ich am Tisch stehe. Die Antenne hat keine Hindernisse, das Bodypack zu erreichen, weil dieses auf gleicher Höhe in meiner Hosentasche sitzt. Deswegen schalte ich das Bodypack nur noch ein, wenn ich einen Übergang machen möchte. Andernfalls schalte ich es aus, spare Energie in den Batterien und meine In-Ears bleiben weiterhin in den Ohren.
Aber – und das ist wirklich entscheidend – nach wenigen Minuten im Set vergisst man komplett, dass man In-Ears trägt. Man ist drin im Flow und genießt es, sich frei bewegen zu können.
Warum Gehörschutz für mich kein Nice-to-have ist
Was mich am meisten überzeugt hat: die spürbare Entlastung meiner Ohren. Meine In-Ears dämpfen Umgebungsgeräusche um bis zu 26 dB – das ist ein echter Unterschied. Seitdem ich diese nutze, hatte ich kein einziges Mal einen Tinnitus nach einer Veranstaltung.
Natürlich hat die Sache auch ihren Preis. Natürlich sind alle Komponenten teurer als einfache Kopfhörer aber ein Nachteil ist auch:
Die Atmosphäre auf der Tanzfläche wird durch die Dämpfung etwas kastriert. Laute Musik hat ja auch etwas Körperliches, treibt einen an, pusht die Stimmung. Mit In-Ears ist das nicht mehr so nah und gedämpft.
Ich habe für mich entschieden, in Zukunft ein zusätzliches Mikrofon zu nutzen, das Umgebungsgeräusche einfängt – und dieses Signal dann mit auf die Ohren zu legen. So bleibe ich geschützt, verliere aber nicht das Gefühl für die Stimmung.
In-Ear Monitoring – kurz & knapp: Mein Fazit
Vorteile
- Deutlicher Gehörschutz (bis zu 26 dB Dämpfung)
- Mehr Bewegungsfreiheit – keine hängenden Kabel oder Kopfhörer
- Aufgeräumtes Setup, kein Ablegen oder Abnehmen nötig
- Konstanter, kontrollierter Mix – egal wie laut es ist
Nachteile
- Weniger direkte Tanzflächen-Atmosphäre (kann man lösen)
- Kürzeres Kabel kann limitierend sein (darauf also achten)
- Visuelle Kontrolle der Gäste wird wichtiger (Thema Lautstärke)
- Mein IEM System ist nicht optimal für meine Anwendung (Clip & plötzliches Rauschen)
Für mich war der Umstieg auf In-Ears eine der besten Entscheidungen als Hochzeits-DJ.
Mein aktuelles System ist nicht perfekt – aber nachhaltig, professionell und durchdacht. Ich kann’s euch nur empfehlen: Testet es selbst und schützt euer wichtigstes Werkzeug – euer Gehör.
Text: Jonas Brandt / Bilder: Hersteller, KI
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